Einrichtungsgegenstände um 1900 im Wohnzimmer
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Das Wohnzimmer um 1900, oft auch Salon genannt, war der repräsentative Mittelpunkt des bürgerlichen Hauses. Seine Einrichtung spiegelte den sozialen Status und den Geschmack der Bewohner wider. Die Ausstattung variierte stark, je nach Wohlstand und regionalen Gepflogenheiten. Doch einige Möbelstücke und Dekorationselemente waren weit verbreitet.
Typische Möbelstücke im Wohnzimmer um 1900
Im Folgenden werden typische Möbelstücke eines Wohnzimmers um 1900 detailliert beschrieben. Die Auswahl repräsentiert die gängigsten Stücke, wobei Variationen im Stil und Material selbstverständlich waren.
Wohnzimmer um 1900 waren oft geprägt von dunklem Holz und schweren Möbeln. Ein krasser Gegensatz dazu wäre beispielsweise ein modernes Wohnzimmer in Türkis und Weiß, wie man es auf dieser Seite sehen kann: wohnzimmer türkis weiß. Die Farbgebung und der Stil der damaligen Zeit lassen sich jedoch in modernen Interpretationen wiederfinden, beispielsweise durch die Verwendung bestimmter Muster oder Materialien.
Möbelstück | Material | Stil | Typische Merkmale |
---|---|---|---|
Sofa | Holz (Mahagoni, Nussbaum), Polsterung (Samt, Brokat) | Jugendstil, Biedermeier (je nach Wohlstand) | Oft mit geschwungenen Armlehnen, aufwendig verziertem Holzgestell, hohe Rückenlehne, reichhaltige Polsterung |
Sessel | Holz (verschiedene Hölzer), Polsterung (Stoff, Leder) | Jugendstil, Historismus | Passend zum Sofa im Stil, oft mit eingeschnittenen Verzierungen am Holzgestell, komfortable Polsterung |
Schrank | Holz (dunkle Hölzer wie Mahagoni, Kirschbaum), oft mit Intarsien | Historismus, Jugendstil | Hochschrank, oft mit mehreren Türen und Schubladen, verzierte Fronten, zur Aufbewahrung von Geschirr, Textilien und anderen Gegenständen |
Tisch | Holz (Eiche, Nussbaum), Marmorplatte möglich | verschiedene Stile, oft eher schlicht | Beistelltisch, Couchtisch, Esstisch (falls im Wohnzimmer integriert), meist rechteckig oder oval |
Dekorationsgegenstände im Wohnzimmer um 1900
Die Dekoration spielte eine wichtige Rolle bei der Gestaltung der Wohnatmosphäre. Sie diente der Repräsentation und dem Ausdruck des persönlichen Geschmacks.
Die folgenden Dekorationsgegenstände waren in Wohnräumen dieser Zeit häufig anzutreffen:
- Bilder und Gemälde (oft in aufwendigen Rahmen)
- Spiegel (in verschiedenen Größen und Formen)
- Teppiche (Orientteppiche waren besonders begehrt)
- Porzellanfiguren und Vasen
- Kerzenleuchter und Lampen (oft aus Bronze oder Messing)
- Bücher und Zeitschriften (in Regalen oder auf Beistelltischen)
- Pflanzen (in Blumentöpfen oder Vasen)
Vergleich: Bürgerliches und Arbeiterwohnzimmer um 1900
Die Einrichtung eines bürgerlichen Wohnzimmers unterschied sich deutlich von der eines Arbeitervierzımmerz. Bürgerliche Familien konnten sich aufwendigere Möbel aus hochwertigen Materialien und im aktuellen Stil leisten. Ihre Wohnräume waren reichhaltiger dekoriert und zeugten von Wohlstand. Im Gegensatz dazu waren die Wohnräume von Arbeitern schlichter und funktionaler eingerichtet. Die Möbel waren meist einfach, aus weniger kostspieligen Materialien gefertigt und weniger aufwendig verziert.
Die Dekoration beschränkte sich auf das Nötigste. Der Unterschied lag also vor allem im Umfang, der Qualität der Materialien und der aufwendigen Gestaltung der Möbel und der Dekoration.
Architektur und Raumgestaltung
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Die Architektur und Raumgestaltung eines Wohnzimmers um 1900 spiegelte den gesellschaftlichen Wandel und die stilistischen Strömungen der Zeit wider. Während die Raumgröße stark von der sozialen Stellung der Bewohner abhing, lassen sich dennoch einige typische Merkmale identifizieren, die ein Bild des damaligen Wohnraums zeichnen. Die Gestaltung folgte dabei nicht nur funktionalen Aspekten, sondern war auch Ausdruck des individuellen Geschmacks und der vorherrschenden Stilepochen.Die typische Architektur eines Wohnzimmers um 1900 war geprägt von einer gewissen Monumentalität, zumindest in den wohlhabenderen Kreisen.
Hohe Decken, oft mit Stuckverzierungen oder aufwendigen Malereien, waren ebenso charakteristisch wie große Fenster, die für viel Licht sorgten. Die Raumgröße variierte natürlich erheblich, doch ein großzügiger Raum war in der Regel angestrebt, um Repräsentation und Komfort zu gewährleisten. Im Gegensatz dazu waren die Wohnräume in bescheideneren Verhältnissen kleiner und bescheidener ausgestattet, jedoch mit dem gleichen Streben nach Ordnung und Gemütlichkeit.
Raumgrößen, Deckenhöhen und Fenster
Die Raumgröße hing stark vom sozialen Status und dem verfügbaren Platz ab. In bürgerlichen Häusern waren großzügige Wohnräume üblich, während in Arbeiterwohnungen die Räume eher klein und funktional gehalten waren. Deckenhöhen von 3,50 Metern und mehr waren in wohlhabenden Haushalten nicht ungewöhnlich, was eine gewisse Großzügigkeit und Eleganz des Raumes betonte. Große Fensterflächen, oft mit aufwendigen Rahmen und Verzierungen, waren ein wichtiges Gestaltungselement, um Licht und Ausblick zu maximieren.
Diese Fenster dienten nicht nur der Belichtung, sondern auch als Blickfang und Gestaltungselement, oft mit Vorhängen und Gardinen geschmückt.
Stile der Raumgestaltung
Die Raumgestaltung um 1900 war stark von verschiedenen Stilrichtungen geprägt, die sich teilweise überschnitten und vermischten. Der Jugendstil, mit seinen fließenden Linien, organischen Formen und floralen Motiven, war eine dominierende Strömung. Der Historismus, der sich an verschiedenen historischen Stilepochen orientierte (z.B. Barock, Rokoko, Renaissance), war ebenfalls weit verbreitet. So finden sich in vielen Wohnräumen Elemente aus verschiedenen Stilen, die zu einem individuellen und oft opulenten Gesamteindruck führten.
„Das Wohnzimmer sollte ein Ort der Ruhe und des Genusses sein, ein Rückzugsort von der Hektik des Alltags. Die Einrichtung sollte komfortabel und repräsentativ sein, die Farben harmonisch und beruhigend.“ – Aus einem zeitgenössischen Einrichtungsratgeber.
„Der Jugendstil bevorzugt fließende Linien und natürliche Motive, die einen harmonischen und anmutigen Gesamteindruck erzeugen sollen.“ – Aus einer Zeitschrift für Innenarchitektur von 1905.
Beispiel eines fiktiven Wohnzimmers
Stellen wir uns ein Wohnzimmer in einem bürgerlichen Haus um 1900 vor: Die Wände sind in einem warmen, hellen Beige gestrichen, das durch einen dezenten Stuckrahmen an der Decke und um die Fenster herum akzentuiert wird. Der Fußboden ist mit einem dunkelbraunen, polierten Parkett belegt, das einen eleganten Kontrast zum hellen Beige der Wände bildet. Große Fenster, mit schweren, samtenen Vorhängen in einem dunklen Rotton versehen, lassen viel Licht in den Raum.
Die Einrichtung ist im Stil des Historismus gehalten, mit schweren, dunklen Holzmöbeln, die mit Intarsien und Schnitzereien verziert sind. Ein großer Kamin aus Marmor bildet den Mittelpunkt des Raumes und sorgt für eine gemütliche Atmosphäre. Teppiche in warmen Erdtönen und ein üppiger Kronleuchter komplettieren das Bild eines repräsentativen und komfortablen Wohnzimmers.
Materialien und Handwerkskunst
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Die Einrichtung eines Wohnzimmers um 1900 zeichnete sich nicht nur durch ihre stilistische Ausprägung, sondern auch durch die verwendeten Materialien und die hohe Handwerkskunst aus. Die Qualität der Materialien und die sorgfältige Verarbeitung spiegelten den gesellschaftlichen Status der Bewohner wider und unterstreichen die Wertigkeit der Möbel und Dekorationselemente. Der Fokus lag auf Langlebigkeit und hochwertiger Verarbeitung, im Gegensatz zu heutigen Trends, die oft auf schnelllebigere und kostengünstigere Produktionsweisen setzen.Die Auswahl der Materialien war eng mit den technischen Möglichkeiten und den verfügbaren Ressourcen der Zeit verbunden.
Handwerkliche Traditionen spielten eine zentrale Rolle bei der Herstellung, wobei Erfahrung und Geschick der Handwerker die Qualität der Produkte garantierten.
Verwendete Materialien in Möbeln und Dekorationen
Hochwertige Hölzer wie Mahagoni, Nussbaum, Eiche und Kirschbaum bildeten die Grundlage für die meisten Möbel. Diese wurden sorgfältig ausgewählt und verarbeitet, um ihre natürliche Schönheit hervorzuheben. Für Polstermöbel kamen verschiedene Stoffe zum Einsatz, darunter Samt, Brokat, Damast und Seide, oft mit aufwendigen Mustern und Stickereien verziert. Metalle wie Messing, Bronze und vergoldetes Silber wurden für Beschläge, Griffe und dekorative Elemente verwendet, um den Möbeln einen eleganten und luxuriösen Charakter zu verleihen.
Auch Marmor und andere Natursteine fanden als Tischplatten oder Dekorationselemente Verwendung. Für Wandverkleidungen und Vorhänge wurden neben den bereits genannten Stoffen auch schwere, robuste Stoffe wie Gobelins eingesetzt.
Bedeutung von Handwerkskunst und traditioneller Fertigung, Wohnzimmer um 1900
Die Herstellung von Möbeln und Dekorationen um 1900 war stark von Handwerkskunst geprägt. Zimmerleute, Tischler, Polsterer, Schmiede und andere Handwerker arbeiteten oft in kleinen Werkstätten und fertigten die Stücke in aufwendiger Handarbeit. Diese traditionelle Fertigung garantierte eine hohe Qualität und Individualität der Produkte. Jedes Möbelstück war in gewisser Weise ein Unikat, das die Erfahrung und das Können des Handwerkers widerspiegelte.
Die Verwendung von traditionellen Techniken und Materialien trug zur Langlebigkeit der Einrichtung bei. Reparaturen waren zwar möglich, aber aufgrund der hohen Qualität der Materialien und der soliden Verarbeitung eher selten erforderlich.
Vergleich der Materialien mit modernen Wohnzimmern
Im Vergleich zu modernen Wohnzimmern fällt der Unterschied in den verwendeten Materialien deutlich auf. Moderne Möbel werden häufig aus industriell hergestellten Materialien wie Spanplatten, MDF und Kunststoffen gefertigt. Diese sind kostengünstiger und leichter zu verarbeiten, jedoch meist weniger langlebig und oft weniger hochwertig im Aussehen. Auch die Stoffe für Polstermöbel haben sich verändert. Synthetische Fasern haben natürliche Materialien wie Seide oder Samt weitgehend ersetzt.
Während Metalle in modernen Wohnzimmern weiterhin eine Rolle spielen, sind sie oft nicht mehr so aufwendig verarbeitet oder aus so hochwertigen Materialien gefertigt wie um 1900. Der Fokus liegt heute mehr auf Funktionalität, Massenproduktion und schneller Erneuerung der Einrichtung. Die handwerkliche Tradition spielt in der Massenproduktion nur noch eine untergeordnete Rolle.
Licht und Beleuchtung: Wohnzimmer Um 1900
Die Beleuchtung in einem Wohnzimmer um 1900 unterschied sich deutlich von der heutigen. Elektrische Beleuchtung war zwar bereits vorhanden, aber noch nicht in allen Haushalten verfügbar und oft eine kostspielige Angelegenheit. Daher waren andere Lichtquellen im Alltag weit verbreitet und prägten die Atmosphäre der Wohnräume maßgeblich.Die Lichtquellen in einem Wohnzimmer um 1900 waren vielfältig und boten unterschiedliche Lichtintensitäten und Farbtöne.
Gaslicht, in Form von Gasleuchten oder -lampen, war eine beliebte und relativ helle Lichtquelle, die jedoch einen intensiven, etwas gelblichen Schein abgab und eine gewisse Wartung benötigte. Kerzen, vor allem in reichhaltigeren Haushalten, dienten als zusätzliche Lichtquelle oder für eine besonders stimmungsvolle Beleuchtung. Öllampen, in verschiedenen Ausführungen und Größen, waren eine verbreitete und kostengünstigere Alternative, die jedoch weniger hell und oft rauchig waren.
Die Wahl der Lichtquelle hing stark vom Wohlstand der Bewohner und den individuellen Vorlieben ab.
Atmosphärische Auswirkungen der Beleuchtung
Die Beleuchtung hatte einen erheblichen Einfluss auf die Atmosphäre des Wohnzimmers. Gaslicht, obwohl heller als Kerzen oder Öllampen, warf starke Schatten und schuf ein eher intimes und gemütliches Ambiente, besonders wenn es durch Schirme oder Lampenschirmen gefiltert wurde. Kerzenlicht hingegen strahlte eine warme, romantische und sehr intime Atmosphäre aus, ideal für gemütliche Abende oder besondere Anlässe. Öllampen, mit ihrem schwachen, oft flackernden Licht, erzeugten eine eher bescheidene und rustikale Stimmung.
Die Kombination verschiedener Lichtquellen ermöglichte es, die Atmosphäre des Raumes gezielt zu beeinflussen und an die jeweilige Situation anzupassen.
Beleuchtungssituation während eines Abendessens
Stellen wir uns ein Abendessen in einem bürgerlichen Wohnzimmer um 1900 vor. Ein großer Kronleuchter, mit Gas betrieben, hängt in der Mitte des Raumes und spendet das Hauptlicht. Der warme, leicht gelbliche Schein des Gaslichts beleuchtet den Esstisch und die umstehenden Personen. Auf dem Tisch selbst stehen mehrere Kerzen in eleganten Kerzenständern, die zusätzlich für eine romantische und warme Atmosphäre sorgen und gleichzeitig sanfte Schatten auf die Tischdecke und das Geschirr werfen.
In den Ecken des Raumes stehen kleinere Öllampen, die einen subtilen, zusätzlichen Lichtschein liefern und dem Raum eine gewisse Gemütlichkeit verleihen. Die insgesamt warme und weiche Beleuchtung schafft eine angenehme und einladende Atmosphäre für das Abendessen. Die Schatten, die durch die unterschiedlichen Lichtquellen entstehen, verleihen dem Raum Tiefe und Charakter und betonen die Texturen der Möbel und der Tischdekoration.
Das Licht selbst ist nicht blendend, sondern eher gedämpft und sanft, was zu einem entspannten und gemütlichen Ambiente beiträgt.
Soziale und kulturelle Aspekte
Das Wohnzimmer um 1900 war weit mehr als nur ein Raum zur Einrichtung; es fungierte als zentraler Ort des gesellschaftlichen Lebens und spiegelte den sozialen Status seiner Bewohner wider. Die Gestaltung und Ausstattung dieses Raumes kommunizierten Zugehörigkeit, Wohlstand und kulturelle Präferenzen. Die Aktivitäten, die dort stattfanden, gaben Aufschluss über die Lebensweise und die sozialen Interaktionen der damaligen Zeit.Das Wohnzimmer als sozialer Mittelpunkt um 1900 diente als repräsentativer Raum für den Empfang von Besuchern, als Ort für familiäre Zusammenkünfte und als Bühne für gesellschaftliche Aktivitäten.
Seine Funktion als sozialer Knotenpunkt war untrennbar mit der gesellschaftlichen Struktur und den kulturellen Normen der Epoche verbunden. Die Einrichtung und Dekoration dienen dabei als wichtige visuelle Kommunikationsmittel.
Das Wohnzimmer als Spiegel des sozialen Status
Die Einrichtung des Wohnzimmers um 1900 war ein eindeutiges Indiz für den sozialen Status der Bewohner. Hochwertige Möbel aus edlen Hölzern wie Mahagoni oder Nussbaum, aufwendig gearbeitete Teppiche, kostbare Porzellane und Gemälde zeugten von Wohlstand und gehobenem gesellschaftlichem Ansehen. Im Gegensatz dazu zeigten bescheidenere Einrichtungen einen eher niedrigen sozialen Status an. Die Auswahl der Materialien, die Qualität der Handwerkskunst und die Anzahl der ausgestellten Gegenstände waren wichtige Statussymbole.
Ein prächtiges Klavier beispielsweise signalisierte kulturelle Bildung und finanziellen Spielraum. Der Reichtum an Bücherregalen mit umfangreichen Bibliotheken deutete auf geistiges Interesse und Bildung hin. Auch die Anzahl und Art der Sitzgelegenheiten spielten eine Rolle: ausladende Sofas und Sessel vermittelten Komfort und Gastfreundschaft.
Aktivitäten im Wohnzimmer
Im Wohnzimmer um 1900 fanden vielfältige Aktivitäten statt, die das gesellschaftliche Leben prägten. Der Empfang von Besuchern war ein zentrales Element. Hier wurden Gespräche geführt, Karten gespielt oder Musik genossen. Familien verbrachten gemeinsam Zeit, lasen Bücher, nähten oder spielten Gesellschaftsspiele. Musikalische Darbietungen am Klavier oder mit anderen Instrumenten waren ebenfalls beliebt.
Das Wohnzimmer diente auch als Ort für literarische und philosophische Diskussionen, wo die Bewohner ihre kulturellen Interessen auslebten. Für wohlhabende Familien konnten auch Empfänge und kleine gesellschaftliche Veranstaltungen im Wohnzimmer stattfinden. Die Vielfalt der Aktivitäten unterstreicht die zentrale Rolle des Wohnzimmers als Herzstück des familiären und gesellschaftlichen Lebens.
Bilder und Illustrationen
Bilder und Illustrationen aus der Zeit um 1900 bieten einen wertvollen Einblick in die Wohnkultur und das Leben der Menschen. Sie zeigen nicht nur die Einrichtungsgegenstände, sondern auch die Atmosphäre und die sozialen Gepflogenheiten jener Epoche. Die folgenden Beschreibungen beleuchten exemplarisch die Vielfalt der dargestellten Szenen und Details.
Beschreibung zweier Wohnzimmerbilder aus der Jahrhundertwende
Das erste Bild zeigt ein helles, geräumiges Wohnzimmer im Stil des späten Jugendstils. Die Wände sind mit einem dezenten, floralen Tapetenmuster versehen. Ein großer, gepolsterter Sessel mit hohem Rücken und geschwungenen Armlehnen steht vor einem Kamin, auf dem ein kunstvoll gearbeiteter Kaminsims ruht. Ein kleiner Tisch mit Intarsienarbeit steht neben dem Sessel, darauf eine Tischlampe mit einem Lampenschirm aus grünem Seidenstoff.
Eine junge Frau in einem langen, eleganten Kleid sitzt im Sessel und liest ein Buch. Die allgemeine Atmosphäre ist ruhig und entspannt, geprägt von Eleganz und Geborgenheit. Im Hintergrund ist ein Flügel zu erkennen, der auf die musikalische Betätigung der Bewohner hinweist.Das zweite Bild zeigt ein etwas kleineres, aber ebenso komfortables Wohnzimmer im Stil des Historismus. Dunklere Holzmöbel, wie ein massiver Schreibtisch und ein geschnitzter Schrank, dominieren den Raum.
Die Wände sind mit dunklen, schweren Vorhängen verziert, die ein Gefühl von Intimität vermitteln. Ein Mann in einem dunklen Anzug sitzt am Schreibtisch und arbeitet an Papieren. Eine ältere Dame in einem dunklen, aber reich verzierten Kleid sitzt auf einem Sofa und strickt. Die Atmosphäre ist eher formell und repräsentativ, geprägt von einer gewissen Seriosität und dem Bewusstsein für gesellschaftliche Konventionen.
Ein prächtiges Ölgemälde an der Wand deutet auf den gehobenen sozialen Status der Bewohner hin.
Beschreibung eines Gemäldes: Regnerischer Nachmittag im Wohnzimmer um 1900
Das Gemälde zeigt einen regnerischen Nachmittag in einem gemütlichen Wohnzimmer. Der Raum ist in warmen, gedämpften Farben gehalten. Durch das Fenster, das von Regentropfen überzogen ist, fällt ein diffuses Licht, das den Raum in ein sanftes, geheimnisvolles Halbdunkel taucht. Ein knisterndes Feuer im Kamin spendet Wärme und erzeugt ein Gefühl von Geborgenheit. Auf einem bequemen Sofa sitzt eine Familie zusammen: Der Vater liest eine Zeitung, die Mutter näht, und ein Kind spielt mit einem Stofftier.
Die Kleidung der Familienmitglieder ist einfach, aber warm und bequem: Der Vater trägt einen bequemen Hausanzug, die Mutter ein langes, dunkles Kleid, und das Kind trägt ein Wollpullover und eine Hose. Die allgemeine Atmosphäre ist ruhig und intim, geprägt von Ruhe und familiärer Nähe. Die Regentropfen an der Fensterscheibe verstärken die Stimmung von Geborgenheit und Rückzug in die häusliche Wärme.
Kleidung der Personen und deren Beitrag zur Gesamtatmosphäre
Die Kleidung der abgebildeten Personen trägt maßgeblich zur Gesamtatmosphäre der Bilder bei. Im ersten Bild, dem Jugendstil-Wohnzimmer, spiegelt die elegante Kleidung der jungen Frau die Leichtigkeit und den modernen Geist der Epoche wider. Ihr Kleid, wahrscheinlich aus Seide oder einem ähnlichen edlen Stoff, unterstreicht die gehobene soziale Stellung und den Fokus auf Ästhetik. Im zweiten Bild, dem Historismus-Wohnzimmer, hingegen ist die Kleidung der Personen formeller und repräsentativer.
Die dunklen, schweren Stoffe und die aufwändige Verzierung der Kleider der Dame und des Herrn betonen den gesellschaftlichen Status und die strengeren Konventionen dieser Zeit. Im Gemälde mit dem regnerischen Nachmittag ist die Kleidung einfach und funktional, was die gemütliche und familiäre Atmosphäre des Bildes unterstreicht. Die warmen Stoffe und die praktische Gestaltung der Kleidung tragen zum Gefühl von Geborgenheit und Wärme bei.
Die Kleidung dient somit als wichtiges Element, um die soziale Stellung, den Lebensstil und die jeweilige Stimmung in den Bildern zu vermitteln.
Welche Rolle spielte die Farbe im Wohnzimmer um 1900?
Die Farbgebung war abhängig vom Stil und dem sozialen Status. Dunklere, gedeckte Töne waren üblich, helle Farben eher selten. Beliebte Farben waren beispielsweise dunkles Holz, rotbraune und grüne Farbtöne an den Wänden.
Gab es Unterschiede in der Raumgröße zwischen bürgerlichen und Arbeiterwohnungen?
Ja, deutlich. Bürgerliche Wohnzimmer waren in der Regel größer und höher, während Arbeiterwohnungen oft kleinere und niedrigere Räume aufwiesen.
Wie wurde die Heizung im Wohnzimmer um 1900 gelöst?
Oftmals durch Kachelöfen oder offene Kamine. Zentralheizungen waren noch nicht weit verbreitet.